Emmanuelle Rapin FRUSTRATION
22.01.22 - 05.03.22

Emmanuelle Rapin
FRUSTRATION

22.01.22 – 05.03.22

Das unmögliche Bild und der Raum seiner Erzählung
Was versteckt sich hinter einem Bild? Welche Geschichte verliert sich in der Textur des Bildes? Diese Fragen können auch die Fragen des Betrachters sein, der das Werk betrachtet, das ihn beobachtet und schließlich in einer langsamen Bewegung des Schwindels hypnotisiert.
Diese wesentliche Erfahrung des Betrachters, der in den Ort der Aufführung hineingezogen wird, bildet die Grundlage meiner künstlerischen Tätigkeit.
Ich löse die Bilder aus ihrem malerischen Kontext und ziehe buchstäblich die Fäden aus der Leinwand, um eine Geschichte zu entfalten.
Mein Faden verwebt persönliche Mythologien, Kunstgeschichte und kulturelle Darstellungen, wobei der Schaffensprozess selbst und die Bedingungen, unter denen ein Bild entsteht, den Hauptstrang bilden.
Die Verwendung von Nadel und Faden ist ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Die Stickereien bilden instabile Texturen, deren Überleben vom Knoten abhängt. Die gestickten Bilder tragen somit die Möglichkeit ihres eigenen Verschwindens in sich.
Knüpfen und Lösen, Machen und Trennen. Dieses Repertoire an Gesten und Techniken findet sich in den klassischen Darstellungen der Frau bei der Arbeit wieder: Sticken, Nähen, Stechen, Perforieren, Schneiden, Warten. Sie definieren auch, in einem Spiegelbild, die Positionen meines Körpers im kreativen Akt.
Diese Erzählungen nehmen die Form von Installationen an, die von lebenden Gemälden, Fotografien, perforierten oder gestickten Zeichnungen belebt werden. Ich entwerfe Objekte, Werkzeuge und Kostüme, die in den Inszenierungen des kreativen Prozesses verwendet werden. Wörter und stilistische Elemente wie Oxymora, Ellipsen und Wiederholungen liefern Skripte. Die Figuren, die diese Szenografien durchlaufen, sind ikonische Figuren in der Geschichte der Darstellung des Weiblichen: Bia de Medici, gemalt von Bronzino, Aline, Schwester und Modell des Malers Chassériau, dazu der Engel aus Dürers Melencolia I und Augustine, die Lieblingspatientin des Neurologen Charcot.
Motive und Materialien stammen aus der Tradition der Vanitas und Stillleben: Dornen, Edelsteine und Perlen, Schmetterlinge, Knochen, Tiere und Textilmotive werden mit Stickereien und Näharbeiten kombiniert.
Die Bilder erfahren wiederholte Variationen von Formen und Texturen. Sie häufen sich an, bilden Schichten, verwischen sich und heben sich gegenseitig auf. Epiphanie.

Emmanuelle Rapin

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