WOLF VOSTELL. AUSSERORDENTLICH HÄSSLICH
19.06.20 - 21.08.20

WOLF VOSTELL
Außerordentlich hässlich

19.06.-21.08.2020

 

Ab Freitag, den 19. Juni von 15 – 20 Uhr präsentieren wir die Wolf Vostell Einzelausstellung “ Ausserordentlich hässlich“, mit 20 Werke von Vostell von 1958 bis 1980.

 

Der Titel der Ausstellung ist einem Artikel von John Antony Thwaites entlehnt, der 1961 für die „Deutsche Zeitung“ über die erste Ausstellung eines 28-jährigen Künstlers namens Wolf Vostell in der Kölner Galerie Lauhus in Deutschland geschrieben wurde. (1) Der Journalist, der von einer anderen Ausstellung im Kunstverein kommt, schreibt: (…) «Wenn man vom Kunstverein kommt, fühlt man sich, als habe man zu viel süssen Sekt getrunken. Den Sinnen und Gefühlen wird nicht geschmeichelt; wir machen keine Reise zu den glücklichen Inseln. Wir werden gereizt, bespuckt. Aber die Wirkung ist merkwürdig.»

Ohne sein Werk zu kennen, würde man meinen, dass es sich um eine Gruppenausstellung handelt, da keines seiner Werke sich auf den ersten Blick gleicht. Unsere Ausstellung ist eine heterogene und sicherlich unvollständige Präsentation, die den plastischen Erfindungsreichtum von Vostell unterstreichen will, seine vielfältigen Fähigkeiten, seine Bilder an seinen Zweck anzupassen, während es dem Betrachter die Freiheit lässt, sie nach Belieben zu interpretieren.

Wenn man seine Werke begreift, sind die Lesarten vielfältig. Wir können die Quelle zurückverfolgen, indem wir in seinen denkwürdigen Happenings graben; lesen, was er geschrieben hat oder was in den vielen dem Künstler gewidmeten Katalogen geschrieben wurde; die Verbindung zwischen der damaligen politischen oder künstlerischen Situation und unserer eigenen herzustellen; man kann sich auch überwältigen lassen, indem man sie als Fragmente unvollendeter Gedichte oder Überreste antiker Fresken wahrnimmt. Doch wenn man Vostells Arbeit näher kennen lernt, kommt man schnell zu dem Schluss, dass sie unverhohlen kohärent ist.

Etwas weiter unten in Thwaites‘ Artikel heißt es: „Seine Arbeiten haben Leben”.

“KUNST IST LEBEN – LEBEN IST KUNST. Ja, das ist mein Anspruch; ich glaube, dass es möglich ist, dass Kunst Leben sein kann und Leben Kunst sein kann, aber, wie gesagt, das ist die Formel, es ist meine künstlerische Setzung. Ich kann nur alles tun, eben immer wieder Modelle zu liefern, um diese Idee zu erproben, das bedeutet natürlich nicht, dass diese Idee effektiv ist und übersehbar ist von allen jetzt und schon gar nicht von der Gesellschaft, das sind erstmal Modelle, die wir liefern müssen, ich glaube aber, dass alle Dinge Zeit brauchen bis sie filtriert in einer anderen Weise, vielleicht in eine Weise, die wir nicht gewollte haben, die ich nicht gewollt habe.“ (2)

Vostell war kein Künstler in Pantoffeln.

Katalog

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(1) John AntonyThwaites, „Wolf Vostell at the Lauhus Gallery“. Deutsche Zeitung, 23.05.1961
(2) Hans Otte and Wolf Vostell, Gespräch in: Wolf Vostell, “4 Elektronische Environments + 1 Happening Pro Musica Nova”. Kunsthalle Bremen, 1974